Martin Michelli
Bergarbeiter. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Marin Michelli wurde am 16.6.1906 in Vordernberg (Steiermark) geboren. Er war Bergarbeiter.
Führendes Mitglied einer Widerstandsgruppe
Martin Michelli war führendes Mitglied einer Widerstandsgruppe im Raum Leoben-Eisenerz.
Widerstand, Verhaftung, Verhandlung in Berlin, Todesurteil in Graz
Am 15. 11. 1941 wurde Martin Michelli verhaftet und die Verhandlung fand am 18. 9. 1942 in Berlin, gemeinsam mit Siegfried Pichler, Alexander Soukup, Johann Kahlig, Josef Dick und Johann Schweinegger (alle zum Tode verurteilt) statt. Dies geschah auf direkte Intervention von Hitler, dem man dieses Urteil vorlegte. Das Verfahren wurde vor dem Volksgerichtshof neu verhandelt. Am 10. 5. 1943 wurde Martin Michelli in Graz gemeinsam mit Johann Pech, Siegfried Pichler und Alexander Soukup (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 7.9.1943 erfolgte seine Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.
Aus dem Urteil
„Aus Selbstvergessenheit und Erniedrigung hat der Führer das deutsche Volk erweckt, ungeahnte Kräfte in ihm lebendig werden lassen und das Großdeutsche Reich gegründet. Da musste es selbstverständliche Pflicht jedes Deutschen überall im Reich sein, alle Kraft Volk, Führer und Reich zu weihen. (…) Statt dessen hat Martin Michelli, der in fester Stellung am Erzberg auskömmlich verdient, unmittelbar nach Beginn des Krieges mit den Sowjets, Arbeitskameraden – meist a. d. Bergbau des Erzberges – um sich gesammelt, um mit ihnen in kommunistischem Sinne zu beraten, wie man helfen könne, dass nicht Deutschland, sondern die Sowjets den Krieg gewinnen! Dazu lud er mehrere Arbeitskameraden und andere Bekannte – Siegfried Pichler, Konrad Wolfger, Heinrich Waidbacher, Josef Dick und Johann Schweinegger – zu einem Treff im Freien am Krumpen (…) ein. (…) Denn schon was er selbst zugibt, kennzeichnet ihn als einen Volksverräter, der sich für immer aus unserer Volksgemeinschaft ausgeschlossen hat. Er hat den Dolch im Rücken unserer kämpfenden Soldaten gezückt, die Kraft unserer kämpfenden Heimat geschwächt und also im Kriege dem Feind des Reiches geholfen (§ 91b StGB). Dafür gibt es nur eine Strafe: den Tod. – Gez. Freisler.“
Martin Michelli an seine Mutter Rosa Kahlig (ohne Datum) (Auszug)
"Mutter und ihr Lieben alle! Es ist bei mir nicht notwendig, dass ich meine Sachen aufteile und Legate da und dorthin austeile. Denn zum Glück hab ich nichts, auch keine lachenden Erben. Und wenn einer ein so ruhiges Gewissen hat und so richtig weiß, dass sein Leben nicht unnütz war, dann stirbt es sich leicht. Und dabei ist es noch nicht einmal so weit! Mein Kopf ist noch hübsch oben und vielleicht bleibt er's auch..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1195. Wiener Stern Verlag 2016
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 3), Stern-Verlag, Wien
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien